Dienstag, 13. November 2007

„Schöne“ Welt falscher Ideale!

modelblog

Neulich war es mal wieder so weit: Anfangs noch leicht zögerlich, schlussendlich dann aber doch von der schlichten Notwendigkeit getrieben, welche nun mal darin bestand, dass mein Reservoir an (intakten) Unterhosen in Auflösung begriffen war, ließ ich mich im Schlepptau meiner weiblichen Begleitung in eine der über 1.340, wie Streusel über den Erdball verteilten Filialen des schwedischen Textilhandelsunternehmens „Hennes & Mauritz“ – kurz: „H&M“ – schleifen.

Und dann stand ich dort: Unruhig und orientierungslos, nach Luft ringend am Anfang. Nach ersten Orientierungsschwierigkeiten dann aber umso zielstrebiger. Festen Schrittes steuerte ich auf den riesigen Stapel an schwarzen Unterhosen weit hinten, in der linken Ecke des stickigen Raumes zu; vorbei an hautengen Hochwasserhös-chen, bunt gefleckten und mit allen möglichen Ziermustern versehenen Mäntel-chen, funkelnden Armreif-chen und glitzernden Leib-chen. Massenware in Massengröße: S, maximal M. Überall. Verkleinerungssilb-chen an allen Ecken und Enden. „Groß“: L oder „Übergroß“: XL? Rar bis gar nicht vorhanden – Mangelware eben. „Groß“, das waren einzig die überdimensionierten Woll-Acryl-Mützen und die noch größer ausgefallenen Retro Sonnenbrillen, welche die bizarre Erscheinung vor mir trug. Ein Mädchen – flach wie die Wand und an selbiger hängend. Ein Model, um die 20, weit hervortretende Kniescheiben, gelbe Bluse, messerscharfe Wangenknochen. Wahrscheinlich magersüchtig, krank und trotzdem, nein, gerade deshalb zur Halbgöttin verklärt. Zur Halbgöttin einer absonderlichen, kaputten Welt – der Modewelt.
Und meine Unterhosen? Auch die: Mangelware. Doch nicht der (Über-)Größe wegen. „Die sind bereits alle verkauft“, stotterte die nette Verkäuferin mit Vorarlberger Dialekt verlegen vor sich hin. Egal. Scheiß drauf!

Euer Hockerrudel

Mittwoch, 24. Oktober 2007

Anrüchig: Vom Milliardengeschäft im toten Winkel der Überwachungskameras

blogcestino

Der Hockerrudel im wohl verdienten Urlaub – Der Tragödie zweiter Teil

Es hätte doch so schön sein können: Einen rund um die Uhr stechend gelb bis wärmend rot leuchtenden Feuerball im Nacken – so erschien mir nämlich an diesem, wie übrigens an jedem anderen Tag meines Urlaubs auch, die Sonne hoch über den sanften Hügeln der Toskana –, Unterarme und Waden wie weiche Brezeln goldbraun gebrannt, mein weißes T-Shirt, vor gut fünf Tagen streifte ich es mir über, immer noch rein, geradezu unbefleckt und in der Luft der süßliche Duft frisch geernteter Trauben – die Weinlese lief an. Ein Traum.
Doch dann das: „Questo cestino è videosorvegliato“ So a Scheiß! Ein stinknormaler Mülleimer, überwacht von einer Videokamera. Welch ein Hohn. Das strenge Auge der Überwachung, ausgerichtet auf zwei fein säuberlich ausgelöffelte Müllermilch-Plastikbecher, eine seitlich eingedrückte Marlboro-Zigarettenschachtel, ein im Lichte der hochstehenden Sonne strahlendes Nastro Azzurro Dosenbier. Welch ein Hohn, was für ein Witz. Und während ich da so stehe, über Sinn und Sinnlosigkeit grübelnd, versuchend, dem sich mir Bietenden zumindest einen flüchtigen Hauch von Verständnis abzugewinnen, läuft es weiter: das Milliardengeschäft mit dem Müll – ungehindert und unsichtbar, selbst für die Überwachungslinse.
Dazu ein Ausschnitt aus Roberto Savianos Buch „Gomorrha – Reise in das Reich der Camorra“:
„Der Toskana, wo Umweltschutz besonders großgeschrieben wird, fällt bei der illegalen Müllentsorgung eine Schlüsselrolle zu. Hier laufen einige der Fäden des illegalen Transportes zusammen, von der Produktion bis zur Vermittlung. […]
Aus der Toskana stammen nicht nur gewaltige Mengen illegal entsorgten Mülls, diese Region ist geradezu die Operationsbasis für eine ganze Reihe von Beteiligten an diesem kriminellen Kreislauf: für die Stakeholder, die die Entsorgung vermitteln, die Chemiker, die falsche Papiere ausstellen, und die Eigner der Kompostierungsfirmen, die die Beimischung giftiger Substanzen zulassen.“

Euer Hockerrudel

Freitag, 28. September 2007

Wo viele den Himmel auf Erden vermuten

blogbild

Der Hockerrudel im wohl verdienten Urlaub – Der Tragödie erster Teil

„…ein tropischer Strand ohne Palmen, mit hellblauem Meer und weißem Sand.“ So steht es im Reiseführer. Wunderschön! So schön, dass gleich mehrere Filme und zahlreiche Werbespots an den berühmten „spiaggie bianche“ von Vada, einer von vielen natürlichen Schönheiten der Toskana, gedreht wurden. Faszinierend! – ohne Zweifel. Aber natürlich?

„Ma dai, des gibs jo net“, dachte ich mir verblüfft und machte mich voller Neugier auf die Suche nach Vadas Sandwäschern: Kleine Männchen mit knatternden Waschrumpeln am Trog? Oder doch stählern glitzernde Waschtrommeln unserer Zeit? Nichts dergleichen. Kalziumkarbonat, kurz, CaCO3 lautet des Rätsels Lösung. Und schnell ist jeglicher Hauch von Karibik verflogen, der letzte Funken Urlaubsromantik erloschen. Seit Jahrzehnten leitet nämlich ein in der Nähe angesiedelter Pharmariese seine chemischen Produktionsreste in Form von dickflüssigem Schleim, darunter auch Quecksilber, ins Meerwasser – mehrere Tonnen jährlich. Mittlerweile aber schaut die Politik nicht mehr tatenlos zu. Gut so. Auch wenn – nicht zuletzt auch deshalb, weil das Unternehmen einer der größten Arbeitgeber der Region ist – über die Auswirkungen auf Menschen sowie die Tier- und Pflanzenwelt nach wie vor gestritten wird. Doch die nachgewiesenen Störungen am Nervensystem Hunderter Kinder aus der Gegend sowie die Klagen der Fischer über beschädigte Fischbestände müssten eigentlich Grund genug sein, um dem Treiben hinter den braungebrannten Rücken der nicht bloß von der weißen Pracht Geblendeten ein Ende zu bereiten – und den Himmel auf Erden an seinen angestammten Ort zurückzubefördern.

Euer Hockerrudel

Sonntag, 2. September 2007

Ein Lacher…mit wahrlich bitterem Beigeschmack

weltraum

Statistisch gesehen lacht jeder Erwachsene durchschnittlich 15 Mal pro Tag. Kinder sogar bis zu 400 Mal. Und das ist gut so, denn lachen ist bekanntlich die beste Medizin – heilt Leib und Seele. Eine zünftige Portion Gaudi kann also nicht schaden. Ganz im Gegenteil. Und deshalb dieser Eintrag. Denn: Was zum Schmunzeln soll er ja auch bieten, dieser Blog. Nur, „wo ischen dor witz, die Pointe?“, werden viele jetzt schimpfen. Ruhig Blut, die kommt jetzt – und der bittere Beigeschmack inklusive.

Ich möchte ja nicht behaupten, der italienischen Sprache in selbigem Ausmaße mächtig zu sein wie der deutschen – ist ja immerhin meine Muttersprache, die deutsche. Ganz im Gegenteil. Nach 13 Jahren imperfetto, Dante und Petrarca ist das „fremd“ aus dem Etikett „Fremdsprache“ immer noch nicht verschwunden. Teilerfolge? Kaum. Gut, ich spreche zwar nicht von der „großen Karpfen-Arche“ oder der rund um die Uhr geöffneten „amerikanischen Stange“, wenn ich einen „ampio parcheggio“ oder die „american bar“ meines Ferienhotels meine, aber die einen oder anderen – kleinen wie großen – sprachlichen Schwierigkeiten sind geblieben. Und die werden wohl auch bleiben. „Richtig sou!“, schreien die einen, „Pech gehabt“, bedauern die andern. Nur so viel: Ich gehör zu letzteren. Und da gibt’s auch nichts zu lachen. Punto e basta. Nur gut, dass die folgenden Zeilen nicht von mir stammen. Wohl auch von keinem anderen Südtiroler, dem die Chancen und Möglichkeiten, welche ihm durch das Erlernen einer zweiten oder dritten, in Südtirol bevorzugt „fremden“ Sprache geboten werden, in diesem Land verwehrt blieben und bleiben. Vielen Dank. Aber wisst ihr was? Ich lach trotzdem. Und nicht bloß über diese – nicht menschlichen, sondern online-Sprachtools zu verdankenden – Übersetzungsfehler…
Bitte, zuerst die italienische, dann die deutsche Version.

Euer Hockerrudel

Montag, 13. August 2007

Von Stiefeln und Gummiknüppeln – und ihrer Allgegenwärtigkeit

demo

Moskau, Heiligendamm, Freienfeld… Alles in einem Atemzug? Und wie. Denn die Tendenz einer schleichenden Zurückdrängung des öffentlichen Raumes ist in gleich mehreren westlichen Demokratien zu beobachten – ein Phänomen, das folglich auch vor den Toren der heiligen Provinz nicht Halt macht. Damit einher – und dessen sind sich viele nicht bewusst – geht aber auch eine fortschreitende Beschneidung eines sehr wesentlichen demokratischen Grundrechts: jenes des Bürgerprotests.
Uniformierte sorgen für Recht und Ordnung. So weit – so gut. Nur tun sie dies vermehrt bei jeder sich bietenden Gelegenheit. Egal, ob dumpfe Glatzköpfe nach strengeren Einwanderungsgesetzen rufen, irgendwelche Idioten Steine gegen ein gerade mal eben aufgeschnapptes Wort wie Globalisierung werfen oder Menschen legitimen und vor allem legalen Protest gegen politische Entscheidungen anbringen, die ihr Leben auf kurze oder lange Sicht verändern, beinträchtigen oder gar zu einem nicht mehr lebenswerten verkommen lassen. „Bis hier her, aber nicht weiter“, scheinen Gummiknüppel und Stahlkappen zu mahnen. Toll. Im Bild eine Szene des BBT-Protestmarschs von Freienfeld nach Mauls.

Euer Hockerrudel

Dienstag, 7. August 2007

18 Quadratmeter falscher Bescheidenheit

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3 x 6 Meter. Jeans, Wollpullover, Hemden, Socken – auf 3 x 6 Meter. Herzlichkeit, Respekt, Wertschätzung, Hoffnung – auf 3 x 6 Meter. 18 Quadratmeter voller Kleidung; 18 Quadratmeter voller Menschlichkeit. „Vom Feinsten“, wohl beides. „De steat ihnen guat, de Jacke.“ „Na, de isch jo viel zi schian für mie.“ 18 Quadratmeter voller falscher Bescheidenheit.
Es sind jene, die nichts haben, die nicht alles haben können, auch wenn sie alles haben könnten, die nicht alles haben wollen, die aber am meisten zu verlieren haben – 18 Quadratmeter voller falscher Bescheidenheit.
3 x 2 Euro Münzen fallen in die dunkle Spalte des ranzigen Schuhkartons, nehme meine neuste Errungenschaft – ein uraltes Grundig UKW-Radio – stolz unter den Arm, stampfe davon – verlasse die 3 x 6 Meter, 18 Quadratmeter. Zufrieden. Nachdenklich. Leicht beschämt. 3 x 6 Meter ist sie groß, die Kleiderkammer des Brunecker Vinzenzvereins.

Euer Hockerrudel

Donnerstag, 26. Juli 2007

Willkommen in der Runde

Meinungsvielfalt

"Grüß Gott olle mitanond!"

Der Hockerrudel heißt alle Freunde des ordentlichen Diaologes recht herzlich willkommen und freut sich, dass Ihr den Weg hierher gefunden habt.
Auf diesen Seiten wird - oder auch nicht - in naher Zukunft über interessante, lustige, traurige oder gar sinnlose Themen gesprochen und von lauwarm bis heiß diskutiert. Damit der Dialog nicht zum reinen Monolog verkommt, sind alle Gäste eingeladen sich am Gedankenaustausch reglich zu beteiligen und den Herausgeber mit geistigen Ergüssen zu beglücken, gibt es doch nichts schöneres und für die Gesellschaft wichtigeres wie sich der Beschränktheit des eigenen Wissens Tag für Tag bewusst zu werden.

Vorerst aber freut sich der Hockerrudel über positive wie negative Meinungen, welche den Inhalt und die Gestaltung der Webseite betreffen.

In diesem Sinne: "Ozapft is!"

Heitere Grüße

Euer Hockerrudel

HINTERZIMMER

des Antechambre: www.kulturplatz.eu

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hockerrudel - 13. Mai, 22:54

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