Mittwoch, 24. Oktober 2007

Anrüchig: Vom Milliardengeschäft im toten Winkel der Überwachungskameras

blogcestino

Der Hockerrudel im wohl verdienten Urlaub – Der Tragödie zweiter Teil

Es hätte doch so schön sein können: Einen rund um die Uhr stechend gelb bis wärmend rot leuchtenden Feuerball im Nacken – so erschien mir nämlich an diesem, wie übrigens an jedem anderen Tag meines Urlaubs auch, die Sonne hoch über den sanften Hügeln der Toskana –, Unterarme und Waden wie weiche Brezeln goldbraun gebrannt, mein weißes T-Shirt, vor gut fünf Tagen streifte ich es mir über, immer noch rein, geradezu unbefleckt und in der Luft der süßliche Duft frisch geernteter Trauben – die Weinlese lief an. Ein Traum.
Doch dann das: „Questo cestino è videosorvegliato“ So a Scheiß! Ein stinknormaler Mülleimer, überwacht von einer Videokamera. Welch ein Hohn. Das strenge Auge der Überwachung, ausgerichtet auf zwei fein säuberlich ausgelöffelte Müllermilch-Plastikbecher, eine seitlich eingedrückte Marlboro-Zigarettenschachtel, ein im Lichte der hochstehenden Sonne strahlendes Nastro Azzurro Dosenbier. Welch ein Hohn, was für ein Witz. Und während ich da so stehe, über Sinn und Sinnlosigkeit grübelnd, versuchend, dem sich mir Bietenden zumindest einen flüchtigen Hauch von Verständnis abzugewinnen, läuft es weiter: das Milliardengeschäft mit dem Müll – ungehindert und unsichtbar, selbst für die Überwachungslinse.
Dazu ein Ausschnitt aus Roberto Savianos Buch „Gomorrha – Reise in das Reich der Camorra“:
„Der Toskana, wo Umweltschutz besonders großgeschrieben wird, fällt bei der illegalen Müllentsorgung eine Schlüsselrolle zu. Hier laufen einige der Fäden des illegalen Transportes zusammen, von der Produktion bis zur Vermittlung. […]
Aus der Toskana stammen nicht nur gewaltige Mengen illegal entsorgten Mülls, diese Region ist geradezu die Operationsbasis für eine ganze Reihe von Beteiligten an diesem kriminellen Kreislauf: für die Stakeholder, die die Entsorgung vermitteln, die Chemiker, die falsche Papiere ausstellen, und die Eigner der Kompostierungsfirmen, die die Beimischung giftiger Substanzen zulassen.“

Euer Hockerrudel

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des Antechambre: www.kulturplatz.eu

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hockerrudel - 13. Mai, 22:54

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